In Deutschland werden für das Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot traditionell nur die vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet – und doch entsteht daraus mittlerweile eine Vielfalt von mehr als 6.000 Biermarken. „Eine der Zutaten, nämlich die Hefe, hat bisher kaum Beachtung gefunden, dabei steckt in der Hefe ein immenses Potenzial“, sagte der neue Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, in seiner Laudatio zur Verleihung des Henrich-Funke-Pschorr-Preises. Der renommierte Preis der gleichnamigen Stiftung geht in diesem Jahr an Tim Meier-Dörnberg und Maximilian Michel. Den beiden Wissenschaftlern war es gelungen, mit modernen Methoden und Techniken neue Hefen zu erschließen und alte Hefestämme wiederzubeleben. Obwohl die Hefe durch ihren Stoffwechsel über 80 Prozent aller aromaaktiven Substanzen in das Bier einbringt, kamen in der Vergangenheit nur wenige unterschiedliche Hefestämme beim Brauen zum Einsatz, so dass das sensorisch mögliche Spektrum bei weitem nicht ausgeschöpft wurde. Das dürfte sich dank der bahnbrechenden Forschung der beiden Preisträger in Zukunft ändern.
„Ein wirklich praxisrelevantes Forschungsprojekt, das uns Brauern eine breite Klaviatur zur kreativen Nutzung verschiedener Brauhefestämmen an die Hand gibt“, lautete das Fazit des Beirates der Wissenschaftsförderung der Brauwirtschaft (Wifö), der die eingereichten Arbeiten bewertete. Durch die Entwicklung eines allgemein anwendbaren Screening-Modells zur Klassifizierung und Charakterisierung von Hefestämmen ist es fortan möglich, den Brauereien einen zielgerichteten Einsatz zu erleichtern und das Geschmacksbild der entstehenden Biere nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Dabei ist es nicht nur der gezielte Einsatz spezieller Hefestämme mit einzigartigem Aromaprofil oder der gleichzeitige Einsatz mehrerer Hefestämme in sogenannten Mischfermentation, sondern insbesondere auch die aktive Suche nach neuen Hefestämmen, welche es möglich macht, neue und innovative Biere hervorzubringen und so einer immer schneller wachsenden Nachfrage nach neuen Bierinnovationen gerecht werden zu können.
Im Rahmen des Deutschen Brauertages in Berlin überreichte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Iris Gleicke, gemeinsam mit dem Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, und dem Vorsitzenden des Wifö-Beirates, Dr. Stefan Kreisz, die Auszeichnung an Tim Meier-Dörnberg und Maximilian Michel. Die beiden Brauingenieure führten ihre Forschungsarbeit mit dem Titel „Screening und Charakterisierung vorhandener sowie neu erschlossener Brauhefen für den zielgerichteten und innovativen Einsatz in Brauereien“ an der Technischen Universität München am Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität (BLQ) unter der Betreuung von Dr. Mathias Hutzler und Prof. Fritz Jacob durch. Teile dieser Forschungsarbeiten wurden über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt.